Die Wersching's auf dem Doesterhof
Am Ende des Mittelalters lag irgendwo zwischen Buttnich und dem Bahnhof
Wadern ein herrschaftlicher Hof, der Dierschied genannt wurde. Das zu ihm
gehoerige Land lag zum Teil noch auf der Waderner und Noswendeler Seite der
Prims, der Hof selbst aber erhob sich auf der gegenüberliegenden Seite.
1563 war dieser Hof eingegangen, denn es heißt in diesem Jahre: “Item ein Platz
heißt Dienscheit (Dirschet), ist vor Zeiten ein Hof darauf gestanden. Und unter
den Wiesen zu Lockweiler wird genannt die Stockwiese auf Dirscheit“.
Dann aber wurde er wieder aufgebaut und 1591 ist bereits von dem “Hof
Duerscheidt“ die Rede. Bei diesem Hof handelte es sich offenbar um eine
herrschaftliche Schaeferei, die im Laufe des Dreissigjaehrigen Krieges auf die
Schwarzenburg verlegt wurde. Hier befanden sich 1621 in der Schaeferei 250 Schafe
(St. A. Koblenz 38/881). 1624 hat er noch bestanden, da in diesem Jahre der
Schafsteg ueber die Waderner Bach bei “Dirschet“ genannt wird. Ja, noch 1634
erklären die Untertanen der Herrschaft Schwarzenburg, sie seien mit
“Leibeigenschaft zum Haus Dirschet unterworfen“. Im naechsten Jahre verkaufen
Einwohner von Buttnich und Noswendel Land, “bei Dierscheit gelegen“.
Aber dann hat ihm der große Krieg den Garaus gemacht, und 1648 wird der Hof
Dirschet als untergegangen erwaehnt. Nach Eintritt ruhigerer Zeiten aber hat man
den Hof wieder in Betrieb genommen, offenbar jetzt schon an der Stelle des
heutigen Doesterhofes. 1673 besteht der “Hof Thirrschiedt“ wieder, und zwar als
Schaeferei. 1699 war Theiss Brosch Paechter dieses wieder aufgebauten Hofes
“Dierscheidt, modo Dessertshof“. Letztmals wird der Hof 1708 Dierscheidt genannt
(damals ist Johannes Mueller hier herrschaftlicher Hofmann), dann nur mehr
Dessertshof, Desterhof und endlich Doesterhof.
Ursprünglich gehörte dieses Landgut dem Grafen von Dagstuhl und kam
später wie Dagstuhl selbst an den Herrn von Louisenthal. In diesem Doesterhof war
waehrend des ganzen 18. Jahrhunderts eine Schaeferei. Mindestens von 1718 bis 1760
war diese an eine aus Boppard stammende Familie Wersching verpachtet,
dazwischen findet sich allerdings auch ein Bestandsbrief für den Schaefer
Johannes Perschen von 1726 über die Schaeferei auf dem Desterhof auf die Dauer
von 4 Jahren (St. A. Koblenz 38/624).
Als Beispiel eines Pachtvertrages
wird hier einiges aus dem auf vier Jahre (Michaelis 1753 bis Michaelis 1757) mit
dem Sohn Peter des kurz zuvor gestorbenen Johann Wersching mitgeteilt:
Der Schaefer muss mit 300 Schafen
anfangen. Zu seinem Unterhalt werden dem Paechter angewiesen die drei Weiher bei
und hinter Schwarzenburg, der alte Bruehl (Wiese) unter dem Schwarzenburger
Weiher, der herrschaftliche Bruehl zu Lockweiler mit dem Heu, das die Lockweiler
Untertanen in der Fron machen mussten. Der Schaefer hat freie Wohnung auf dem
Hof, muss aber die Gebaeude unterhalten und einen Hauptbau der gnaedigen
Herrschaft zukommen lassen. Von der Herrschaft erhaelt er jährlich 4 Fass Weizen
und 6 Malter Korn und darf jaehrlich 4 Fass abwechselnd Korn und Hafer auf
herrschaftlichen Feldern saeen. Außerdem darf er 4 Stück Rindvieh und 10 Schweine
halten. Für die vierjährige Pacht muss er eine einmalige Zahlung von 200 Talern
leisten (St. A. Koblenz 38/881).
(aus: 1000 Jahre Lockweiler und Krettnich, Heimatbuch, 1973, S. 21
ff.)